WIRTSCHAFTSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 3/2022

Das Wirtschaftsmagazin für Thüringen www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com Nr. 03.2022 ı 18. Jg. ı 78363 ı 7,70 EUR © j-mel - stock.adobe.com Automobilindustrie Wie geht die Branche mit der Transformation um? Logistik Wie kann man nachhaltig liefern? Förderung und Beratung Wie werden Projekte unterstützt? Nachhaltige Mobilität Wie geht das?

Editorial 3 Ist Ihnen an unserer aktuellen Titelseite etwas aufgefallen? Richtig: Sie enthält vier Fragezeichen. Ganz einfach, weil es in diesen Zeiten mehr Fragen als seriöse Antworten gibt. „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht“, heißt es bei Joachim Ringelnatz. So geht es sicher vielen von Ihnen beim Thema Mobilität. Fakt ist: Ohne Mobilität in all ihren Facetten kommt nicht nur die Wirtschaft zum Erliegen, sondern die Gesellschaft als Ganzes. Künftige Mobilität muss nachhaltig sein, daran haben sicher die Wenigsten Zweifel. Aber wie geht das? Wo fängt nachhaltige Mobilität an? Wie weit kann sie jetzt schon treiben, ohne das komplexe System zwischen wirtschaftlichen Erfordernissen, ökologischen Notwendigkeiten und persönlichen Befindlichkeiten zu überfordern? Und was heißt das für die Forschung und die Unternehmen, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen müssen? In diesem Spannungsfeld bewegt sich unser aktuelles Heft. Es benennt aktuelle Probleme, beschreibt Lösungsansätze und dokumentiert die derzeitigen Forschungsergebnisse. Einige Stichworte sind Transformation, Elektromobilität, Wasserstoff und Digitalisierung. Wenn wir es bei Lichte betrachten, dann dürfte eines klar sein. Das Problem ist erkannt. Viele kluge Menschen setzen sich tagtäglich damit auseinander. Oder wie es unlängst ein Experte für Transformation in der Automobilindustrie formuliert hat: „Es mangelt uns nicht an Analysen und Erkenntnissen. Wir müssen jetzt einfach ins Machen kommen.“ Ich füge hinzu: ergebnisoffen, technologieoffen und im ständigen Austausch miteinander bei der ständigen Suche nach den besten Lösungen. Nicht mehr und nicht weniger kann und will der WIRTSCHAFTSSPIEGEL mit diesem Heft leisten. Wir wollen Ihnen nicht ultimative Antworten geben: Wir können Ihnen aber die Informationen bieten, die Sie für Ihr unternehmerisches Denken und Handeln brauchen. Wenn alles im Fluss ist, müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass es nicht den Bach ´runtergeht. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre. Ihr Torsten Laudien Chefredakteur WIRTSCHAFTSSPIEGEL Foto: Sandro Jödicke_whitedesk Thüringen 04 .... Regionale 05 .... Wirtschaftsnachrichten 38 .... Energie- und 05 .... Fördermittelberatung 40 .... 25 Jahre Messe 41 .... Veranstaltungen und Termine 42 .... Köpfe und Karrieren Mobilität 06 .... Autofahren auf dem Weg 05 .... zur Nachhaltigkeit 08 .... Sorgen nehmen weiter zu 12 .... Innovationen verändern 05 .... Automobil und Mobilität 14 .... Allein durch die Krise? 16 .... CATT sieht sich Nachhaltigkeit 05 .... verpflichtet 18 .... Mittelstand ist 05 .... Innovationstreiber 20 .... Neue Stärke durch 05 .... Kooperation 22 .... Kunststoff ist ein Alleskönner 24 .... Schuler-Standort feiert 05 .... 125. Geburtstag 26 .... Forschung für nachhaltige 05 .... Infrastruktur 28 .... Ladenetzranking des VDA 30 .... Neues Online-Angebot 31 .... Förderung für nachhaltige 05 .... Mobilität 32 .... Zukunft gewerblicher Logistik 34 .... FSU forscht an der 05 .... „letzten Meile“ 36 .... Digitaler Zwilling für 05 .... innovative City-Logistik Aus dem Inhalt Alles ist im Fluss

Mehr E-Autos zugelassen Im ersten Quartal des Jahres sind knapp 4.400 Elektroautos und Hybride in Thüringen zugelassen worden. Nach Angaben des Landesamtes für Statistik lag der Anteil bei den Neuzulassungen damit bei 37 Prozent. Insgesamt wurden rund 12.000 Autos neu angemeldet und damit etwas mehr als im ersten Quartal des Vorjahres. Den größten Zuwachs verzeichnen reine E-Autos, den höchsten Rückgang Diesel-Fahrzeuge. (tl) In der Spitzengruppe Im aktuellen Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) schneidet die Hochschule Schmalkalden wiederholt sehr gut ab: Im Studiengang Maschinenbau erhalten Studienanfänger umfangreiche Orientierungshilfen und gute Informationen zum Start und im ersten Studienjahr. Hier liegt die Hochschule Schmalkalden in der Spitzengruppe. Das CHE Hochschulranking ist mit rund 120.000 befragten Studierenden und mehr als 300 untersuchten Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften sowie Dualen Hochschulen der umfassendste und detaillierteste Hochschulvergleich im deutschsprachigen Raum. (tl) 35-Stunden-Woche Zeiss hat mit der IG Metall einen verbindlichen Rahmen für die stufenweise Einführung der 35-Stunden-Woche für seinen Standort in Jena vereinbart. In dem Tarifvertrag ist die schrittweise Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit bis Oktober 2024 bei vollem Lohnausgleich geregelt. (tl) Steigerung Das Bergbauunternehmen K+S hat im ersten Quartal Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert. Der Umsatz stieg um 64 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Mit landwirtschaftlichen Produkten konnte das Unternehmen doppelt so viel erlösen wie 2021. Der Gewinn vervierfachte sich. Das lag vor allem an höheren Preisen. (tl) Aus Jena ins All Kürzlich ist der erste in Deutschland entwickelte und gebaute Hyperspektralsatellit ins Weltall gestartet. Sein Name: EnMAP. Vom All aus soll er künftig unsere Umwelt analysieren und damit nicht nur Folgen des Klimawandels, sondern auch potenzielle Naturgefahren sichtbar machen. Insgesamt elf Spiegel sowie diverse optische Schichten für Teleskop- und Spektrometer-Optiken wurden dafür am Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena hergestellt. (tl) Zusammenarbeit fortführen Die Thüringer Universitäten und Hochschulen wollen auch nach dem Brexit die Zusammenarbeit mit Großbritannien fortführen, hieß es aus dem Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium. So plane die Fachhochschule Erfurt gemeinsame Forschungsprojekte in der Eisenbahntechnik. Die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) wolle den Austausch von Studierenden wieder ankurbeln. Insgesamt sechzehn Partner-Universitäten hat die FSU im Vereinigten Königreich. Mit zwei von ihnen sollen in den kommenden Jahren wieder Studierende ausgetauscht werden. (tl) Übernahme Die Hermsdorfer Schmeissner GmbH übernimmt die RSI-Sensor GmbH und ist damit nun auch Hersteller der Familie der RSI-Feldänderungsmelder. Mit dem Kauf der Firmenanteile von Gründer Joachim Reuland wurde die Fertigung der kapazitiv überwachenden Cx-Familie von Malliß/Mecklenburg-Vorpommern an den Firmenstandort Hermsdorf in Thüringen verlagert. (tl) Mehr Gewerbeflächen Die Stadt Bleicherode (Kreis Nordhausen) will mehr Gewerbe in die Region ziehen. Wie eine Kreissprecherin mitteilte, prüfe die Stadt derzeit, welche Flächen sich für Unternehmen eignen würden. Das bestehende Gewerbegebiet in Bleicherode sei weitgehend belegt und biete nicht ausreichend Platz. Bürgermeister Frank Rostek und Landrat Matthias Jendricke hoffen auf die Nähe zur Autobahn 38, was für Logistiker attraktiv sein könnte. (tl) Starker Jahresstart Der Technologiekonzern Jenoptik ist stark in dieses Jahr gestartet. Der Konzernumsatz legte in den ersten drei Monaten 2022 im Jahresvergleich um gut 38 Prozent zu – auf 208 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg nach Unternehmensangaben um mehr als 27 Prozent auf 21 Millionen Euro. Hauptgrund sei ein – so wörtlich – extrem starker Auftragseingang. Für Unsicherheit sorgen demnach der weitere Verlauf der Covid-19-Pandemie und anhaltende Lieferengpässe. Allerdings sei Jenoptik zuversichtlich, diese gut managen zu können, hieß es. (tl) Thüringen 4 Fotos: Artalis/fotolia, Schmeissner GmbH REGIONALE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN

Q Strategieentwicklung Q Markenentwicklung Q Nachhaltiges Produktdesign Q Zirkuläres Bauen Q Nachhaltigkeitsreporting Q CO2-Bilanzierung ANERKANNTER FÖRDERBERATER Die Zukunft wird nachhaltig. Wir sind Ihr Partner! KREATIVITÄT MIT SUBSTANZ 99084 Erfurt . Anger 24 Telefon +49 361 550560-0 www.rittweger-team.de Spatenstich In Stotternheim bei Erfurt ist der symbolische erste Spatenstich für ein weiteres Amazon-Logistikzentrum gesetzt worden. Dort würden rund 1.000 Arbeitsplätze entstehen, hieß es vom Unternehmen. Der Neubau entsteht neben dem bereits bestehenden Amazon-Verteilzentrum. Dort soll künftig die Ware von Händlern angeliefert und an Sortierzentren weiterverteilt werden. Nach Angaben des Bauherren Atmira ist der Neubau mit Solaranlage und begrüntem Dach besonders umweltfreundlich. Die Bauarbeiten sollen Ende kommenden Jahres abgeschlossen sein. (tl) Positive Bilanz Die Thüringer Aufbaubank hat für das zurückliegende Geschäftsjahr eine positive Bilanz gezogen. Demnach wurden im Jahr 2021 über eine Milliarde Euro an Zuschüssen bewilligt, darunter knapp 500 Millionen an Coronahilfen. Mit den Corona-Hilfsprogrammen konnte die Bank nach eigenen Angaben fast 2.000 Unternehmen helfen, die Krise zu bewältigen. Aber auch in anderen Bereichen gab es eine steigende Nachfrage, zum Beispiel bei Investitionen in die Energieeffizienz. (tl) Ladenetz erweitert Die Stadtwerke Meiningen erweitern das Netz der Ladestationen für Elektroautos. Kürzlich wurden zwei neue sogenannte Wallboxen auf dem Parkplatz vor dem Henfling-Gymnasium in Betrieb genommen. Rund 11.000 Euro sind dafür im Auftrag des Landratsamtes investiert worden. (tl) Wachstum geplant Der Erfurter Hersteller für mikroelektronische Bauteile X-Fab will in den kommenden Jahren stark wachsen. 2021 lag der weltweite Umsatz bei gut 650 Millionen Dollar. Im Jahr 2024 strebt das Unternehmen eine Milliarde Dollar an. Die Nachfrage nach Bauteilen des Erfurter Unternehmens sei hoch. Etwa ein Drittel der weltweit verbauten Reifendruck-Sensoren stammten zum Beispiel aus Erfurt. Derzeit arbeiten in Erfurt 800 Menschen für X-Fab. (tl) Prognose Nach einer Prognose der Landesbank Hessen-Thüringen kann der Freistaat in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent rechnen. Nach Angaben der Chefvolkswirtin Gertrud Traud steht Thüringen trotz Corona, Ukraine-Krieg und hoher Inflation wirtschaftlich bislang relativ gut da. Die meisten wirtschaftlichen Rahmendaten seien positiv. So hätten fast alle großen Industriezweige wieder ein Umsatzplus, und die Arbeitslosigkeit im Freistaat sei weiter die niedrigste in ganz Ostdeutschland. Kritisch sieht Traud die Überalterung im Land. Umso wichtiger würden Zuwanderung und Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. (tl) Förderung Der Landkreis Altenburger Land erhält im Rahmen des Kohleausstiegs vom Bund bis 2038 bis zu 90 Millionen Euro, um den Strukturwandel sozial verträglich zu gestalten. Für das entsprechende Umsetzungsmanage- ment erhält der Landkreis nun 160.000 Euro Fördermittel des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft. Mit dem Geld wird ab diesem Jahr ein Umsetzungsmanagement für strukturstärkende Maßnahmen im Altenburger Land gefördert. So wird der Landkreis dabei unterstützt, die Projektplanung zu beschleunigen und verschiedene Vorhaben so weit vorzubereiten, dass weitere Fördermittel beantragt werden können. (tl)

6 Foto: Romario Ien - stock.adobe.com Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) sagt: Batterieelektrische Fahrzeuge sind die ökologisch wirksamste und wirtschaftlichste Option. Und: Deutschland liegt bei alternativen Antrieben sowie automatisiertem Fahren vorn, die USA beim autonomen Fahren. Außerdem bescheinigt sie Deutschland eine geringe Nutzung von Sharing-Diensten. Alternative Antriebe und autonomes Fahren Autofahren auf dem Weg zur Nachhaltigkeit? Das Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) widmet sich unter anderem der Frage, wie der motorisierte Individualverkehr zur Reduktion von Treibhausgasemissionen beitragen kann. Gemäß dem Bundes-Klimaschutzgesetz sind die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor kontinuierlich zu reduzieren und bis 2045 auf null zu bringen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist hierbei der motorisierte Individualverkehr, auf den immerhin rund 70 Prozent der zurückgelegten Personenkilometer entfallen. „Um die Treibhausgasemissionen bis 2045 auf null zu bringen, ist beim motorisierten Individualverkehr auf absehbare Zeit der batteriebetriebene PKW das Mittel der Wahl. Alternativen wie Brennstoffzellenfahrzeuge oder Fahrzeuge, die mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, benötigen noch weitere Entwicklung und kommen in diesem Segment bis vorerst nicht in Betracht“, erklärt Prof. Dr. Till Requate von der Universität Kiel und Mitglied der Expertenkommission. Auch Innovationen im Bereich der Digitalisierung und beim automatisierten Fahren sowie im Carsharing und gebündelten Bedarfs- verkehr (Ridepooling) haben Potenzial. Die gilt es aber noch zu entwickeln. Batterieelektrischer PKW ökologisch wirksamste und wirtschaftlichste Option Die EFI kommt in ihrem Jahresgutachten zu dem Ergebnis, dass batteriebetriebene Fahrzeuge beim motorisierten Individualverkehr nicht nur die ökologisch wirksamste, sondern auch die volkswirtschaftlich sinnvollste Option zur Einsparung von Treibhausgasen sind. „Um batteriebetriebenen Fahrzeugen zum entscheidenden Durchbruch zu verhelfen, bedarf es flankierender politischer Maßnahmen“, so Prof. Dr. Holger Bonin von der Universität Kassel und Mitglied der Expertenkommission. Dazu gehört es nach Auffassung der Expertenkommission, die CO2-Preise erheblich zu erhöhen und gleichzeitig die Stromsteuer zu senken oder gar abzuschaffen. „Nur so kann es gelingen, umweltfreundliche Fahrzeuge in puncto Nutzungskosten attraktiver als Fahrzeuge mit konventionellem Verbrennungsmotor zu machen, ohne die Gesamtkostenbelastung für die Autofahrerinnen und -fahrer dramatisch zu erhöhen“, betont Till Requate. „Bei Brennstoffzellenfahrzeugen und Fahrzeugen, die mit synthetischen Kraftstoffen angetrieben werden, würde eine solche Rechnung mittelfristig nicht aufgehen – selbst bei einem verursachungsgerechten CO2-Preis von ca. 215 Euro/t und weiteren technologischen Verbesserungen,“ so Prof. Dr. Uwe Cantner von der Universität Jena und Vorsitzender der Expertenkommission. Um die Marktdurchdringung mit batteriebetriebenen Fahrzeugen zu forcieren, empfiehlt die Expertenkommission zudem, dass die Bundesregierung den Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter fördert und sich für transparente Preisstrukturen an den Ladesäulen stark macht.

Mobilität 7 Das Kaufprämiensystem für alternative Antriebsarten sollte nach Auffassung der Expertenkommission wie geplant bis 2025 auslaufen. Durch eine Erhöhung der CO2-Bepreisung können stärkere Kaufanreize gesetzt werden. „Plugin-Hybride sollten umgehend von Kaufprämien ausgeschlossen werden,“ fordert Till Requate, „da sie in den Umweltbilanzen deutlich schlechter abschneiden als batterieelektrische Fahrzeuge.“ Deutschland bei alternativen Antrieben sowie automatisier- tem Fahren vorne – USA bei autonomem Fahren Im internationalen Vergleich ist die deutsche Automobilindustrie bei der Forschung und Entwicklung zu alternativen Antriebstechnologien gut aufgestellt, wie das Jahresgutachten der EFI zeigt. So führt Deutschland das Feld bei den Patentanmeldungen gemeinsam mit Japan an. Die Marktdurchdringung von alternativen Antrieben nimmt in Deutschland zwar zu, aber vom Spitzenreiter Norwegen ist man hier noch sehr weit entfernt. Stark steht Deutschland bei Patentanmeldungen im zukunftsträchtigen Bereich der Assistenztechnologien da. Dagegen haben sich beim autonomen Fahren, also dem Fahren ohne fahrzeugführende Person, die USA dank einer hochdynamischen Entwicklung weit von Deutschland abgesetzt. „Autonomes Fahren hat das Potenzial, sowohl auf der Fahrzeugebene als auch bei der Bündelung von Verkehren zur Verringerung von Emissionen beizutragen“, erklärt Holger Bonin für die Expertenkommission. Geringe Nutzung von SharingDiensten in Deutschland „Nach allen vorliegenden Zahlen ist in Deutschland der Wunsch, einen eigenen PKW zu besitzen, unvermindert sehr stark“, stellt Till Requate fest. Trotzdem könnte eine geteilte Nutzung von Fahrzeugen und Fahrdienstleistungen, etwa durch Carsharing und Ridepooling, zu einer Mobilitätswende beitragen. In deutschen Großstädten existiert schon ein recht großes Angebot an Carsharing, das derzeit aber nur von sehr wenigen Personen regelmäßig genutzt wird. Ridepooling ist noch weniger verbreitet. Selbst durch Anpassungen bei politisch gestaltbaren Faktoren wie dem CO2Preis, der Kraftstoffsteuer oder Park- und Mautgebühren werden nur wenige zusätzliche Nutzerinnen und Nutzer für Ridepooling und Carsharing gewonnen werden können, so das Jahresgutachten. „Es wird auf absehbare Zeit nicht gelingen, mit Carsharing und Ridepooling das eigene Auto zu ersetzen“, fasst Till Requate zusammen. Dabei könnte insbesondere Ridepooling im ländlichen Raum durch neu entwickelte Technologien wie autonomes Fahren zu positiven Umwelteffekten führen. „Wenn die Politik Ridepooling-Angebote attraktiver machen will, muss sie aber Beschränkungen im Personenbeförderungsgesetz beseitigen“, so Holger Bonin. (em/tl)

Mobilität 8 Foto: at/Mario Hochhaus Sorgen um Liquidität und Fachkräfte nehmen weiter zu Interview mit at-Geschäftsführer Rico Chmelik Herr Chmelik, wir haben in den letzten Jahren oft und viel über die nötigen Transformationsprozesse in der Automobilbranche gesprochen. Oftmals ist auch von disruptiven Prozessen die Rede. Zunächst also zur Begriffsklärung. Befindet sich die Autobranche in der Transformation oder doch eher in einer Disruption? Die Tiefenanalyse von 2018 hat sehr deutlich gezeigt, dass sich die Automobilindustrie weltweit in einem tiefgreifenden Strukturwandel befindet, der die Branche in den nächsten Jahren grundlegender verändern wird als dies in den letzten 100 Jahren ihrer Entwicklung der Fall war. Die damit verbundenen Schlagworte Transformation, Disruption und Konversion versuchen das Besondere des gegenwärtigen Strukturwandels der Automobilindustrie zu charakterisieren. Von einer Schwarz-Weiß-Malerei in die eine oder andere Richtung würde ich daher nicht sprechen. Vielmehr ist der gegenwärtige Strukturwandel der Branche dadurch geprägt, dass alle Einflussfaktoren der automobilen Wertschöpfung, also Markt, Produkt und Prozess, zeitgleich einer intensiven Veränderung unterworfen sind. Dies hat es in dieser Ausprägung noch nicht gegeben. Von dieser Entwicklung sind übrigens alle Akteure der Automobilindustrie betroffen. Sowohl Hersteller als auch Lieferanten und Dienstleister. Für die Automobilhersteller stehen Kernkompetenzen und Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand. Für die Automobilzulieferer, die heute bereits zirka 70 Prozent der automobilen Wertschöpfung auf sich vereinen, ergeben sich – in Abhängigkeit vom jeweiligen Produktportfolio –möglicherweise nicht unerhebliche Risiken. Der gegenwärtige automobile Strukturwandel wird darüber hinaus durch Innovationen und neue Geschäftsmodelle aus anderen Branchen geprägt, die sich aufgrund der Digitalisierung mit eiDie Thüringer Automobilindustie, die vor allem durch die Zulieferer geprägt ist, unterliegt derzeit einem tiefgreifenden Wandel. Aber wie stellt sich das genau dar? Was sind die größten Sorgen in der Branche? Was heißt das für den Produktionsstandort? Wie kann man dem Problem fehlender Fachkräfte begegnen? Und wo liegen die Chancen für die Unternehmen? Im Interview mit WIRTSCHAFTSSPIEGELChefredakteur Torsten Laudien beantwortet der Geschäftsführer des Branchenverbandes automotive thüringen e.V. (at), Rico Chmelik, diese und andere Fragen.

Mobilität 9 ner rasanten Umsetzungsgeschwindigkeit verbreiten. Jetzt kommen zu allem noch zwei Krisen: Die eine – Corona und deren Auswirkungen – begleitet uns schon seit zwei Jahren. Die andere, nämlich der Ukrainekrieg, ist neu. Vor diesem Hintergrund: Wie schätzen Sie die Lage der Branche in Thüringen ein? Das Jahr 2022 hat es in sich. Kaum ebben die Folgen der Pandemie etwas ab, türmt sich eine neue Bugwelle unübersehbarer Risiken auf: anhaltende ChipKrise, Lieferengpässe und die Folgen eines unsäglichen Krieges mitten in Eu- ropa. All das hinterlässt auch in der europäischen Automobilindustrie deutliche Spuren, wie die Absatzzahlen des ersten Quartals zeigen. Die Thüringer Automobilzulieferindustrie bleibt grundsätzlich optimistisch, aber die Sorgen nehmen deutlich zu. Wir haben dazu Mitte Mai eine Umfrage zu den absehbaren Folgewirkungen der aktuellen Krisen auf Thüringer Standorte der Automobilindustrie unter 195 Zulieferunternehmen mit insgesamt 55.000 Beschäftigten durchgeführt. Neben den Geschäftserwartungen im Jahr 2022 wurden Einschätzungen zur Umsatzentwicklung und Liquidität abgefragt. Die Ergebnisse sind in ihrer Deutlichkeit bedrückend. Nahezu 50 Prozent der Unternehmen erwarten in 2022 ein hohes beziehungsweise sehr hohes Liquiditätsrisiko, das sich in steigenden Preisen/ Kosten bei Energie und Material sowie ausbleibenden Abrufen der Kunden begründet. Eine weitestgehend gute Zahlungsmoral ist ein Lichtblick in der Liquiditätskrise. 70 Prozent der Unternehmen bestätigen eine Einhaltung der Zahlungsziele durch ihre Kunden. Trotz der vorgenannten Risiken gehen die Unternehmen weit überwiegend (zirka 80 Prozent) davon aus, dass die Umsatzentwicklung 2022 gegenüber dem Vorjahr konstant bleibt beziehungsweise sich sogar erhöht. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die erwartete Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in 2022. Was beschreiben Ihre Mitgliedsunternehmen als die derzeit größten Herausforderungen? Die Sorgen um Liquidität und Personalverfügbarkeit nehmen weiter zu. Die größte Herausforderung der Unternehmen – die Personalverfügbarkeit – ist nicht neu, aber das zunehmende Ausmaß mangelnden Personals ist sehr besorgniserregend für die weitere Entwicklung. 80 Prozent der Unternehmen geben in unserer Mai-Umfrage an, dass sie heute schon nicht mehr alle offenen Stellen besetzen können. Folgen sind Zusatzbelastungen durch längere Vakanzen bei der Stellenbesetzung, Anpassung von Einstellungskriterien und höhere Qualifizierungsaufwendungen und beschleunigte Automatisierung. Die gegenwärtig belastenden Versorgungsrisiken und Verwerfungen der globalen Lieferketten werden voraussichtlich von temporärer Natur sein. Li- quiditätsgefährdende Preissteigerungen bei Energie-, Material- und Logistikkosten sowie die mangelnde Personalverfügbarkeit werden hingegen auf absehbare Zeit bestehen bleiben. Diese stellen eine zusätzliche Herausforderung für die Unternehmen dar, um im automobilen Strukturwandel zu bestehen. Das Stichwort Liquidität nehme ich gern auf. Worin begründet sich diese Sorge – die Auftragsbücher sind doch angeblich voll? Die Sorgen begründen sich vor allem in steigenden Energie- und Materialkosten sowie in starken Schwankungen bei den Abrufen durch die Kunden. Aber auch bei gesetzlichen Vorgaben und bestehenden Regelungen in Deutschland, auch im innereuropäischen Vergleich, bewertet die hiesige Zulieferindustrie die Rahmenbedingungen zunehmend existenzbedrohend. Gesetzliche Faktoren setzen die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland unter erheblichen Druck. Die bestehenden Unsicherheiten über die künftige Ausgestaltung der deutschen Industrie- und Energiepolitik unterstützen diese problematische Lage. Schon seit längerem ist die Situation in Deutschland durch sich ständig ändernde Verordnungen, Verfügungen und Erlasse dynamisch. Der Würgegriff der Corona-Pandemie mit Umsatzeinbußen seit Beginn 2020 und die jetzigen Krisen belasten die Thüringer Zulieferindustrie einmal mehr neben dem ohnehin schon zusätzlich stattfindenden automobilen Strukturwandel. Für die Zulieferindustrie und den Maschinenbau als wichtigen Ausrüster sind die im internationalen Vergleich hohen Strompreise darüber hinaus zu einer enormen Belastung geworden. Zudem ist dieser Umstand für Investitionsentscheidungen nachteilig. Deutschland muss aufpassen, dass sich seine Wettbewerbsposition im internationalen Vergleich nicht verschlechtert. Die deutsche Automobilbranche und mit ihr die Unternehmen der Zulieferindustrie tun alles, um die Krise zu überstehen. Dabei darf der Automobilstandort Deutschland nicht zusätzlich weiter belastet werden. Dann kommen wir jetzt zum Thema Fachkräfte. Es gingen Meldungen über Schließungen von Produktionsstandorten durch die Medien. Angesichts dessen müssten doch die Firmen, die Fachkräfte suchen, vor Freude in die Hände klatschen. Löst sich so das Problem möglicherweise in Teilen von selbst? Dann bliebe die Frage: Wie überzeugt man Menschen davon, für einen neuen Job ihren eigentlichen Lebensmittelpunkt –zumindest in Teilen –zu verlassen? Seite Ende 2021 arbeiten wir mit dem Chemnitz Automotive Institute (CATI) an einer Studie zur „Kompetenzentwicklung Zukunft Automobil in Thüringen“. Auftraggeber ist die Thüringer Agentur Für Fachkräftegewinnung (ThAFF). Im Projekt werden sowohl die Bedarfe an künftig notwendiger Kompetenzent-

Mobilität 10 wicklung ermittelt als auch aktuelle Kompetenzprofile der Unternehmen in Thüringen erhoben. Daraus werden wir Vorgehensweisen für die Fachkräftequalifizierung ableiten. Die Studie, die im Rahmen des Projektes Thüringer Kompetenzverbund Automotive (TKA) im Spätsommer 2022 veröffentlicht werden soll, beabsichtigt im Ergebnis, den beteiligten Akteuren aus Politik und Wirtschaft passgenaue Handlungsempfehlungen bereitzustellen. Zur Bewältigung des automobilen Strukturwandels stellt nicht zuletzt eine frühzeitige und auf Zukunftsfelder ausgerichtete Kompetenzentwicklung eine unverzichtbare Voraussetzung dar. Gehen wir mal ins Detail. Müssen Unternehmen umdenken, die direkt Mitarbeitende für spezielle Aufgaben suchen, oder sollte vielmehr die betriebliche Qualifikation mehr in den Vordergrund rücken? Im Zentrum des automobilen Strukturwandels stehen Veränderungen im Produkt mit neuen Antrieben, neuen Materialien, neuen Fahrzeugplattformen und neuen Elektronik- und SoftwareArchitekturen, die wiederum Veränderungen in der automobilen Wertschöpfung zur Folge haben. Bestimmte Wertschöpfungsumfänge werden überflüssig und entfallen und andere Wertschöpfungskomponenten bestehen fort, müssen aber für neue Anforderungen modifiziert werden. Und bislang nicht benötigte Wertschöpfungsleistungen müssen neu entwickelt und aufgebaut werden. Dies geschieht parallel und gleichzeitig mit einem Nebeneinander von Arbeitsplatzentfall, Arbeitsveränderung und Arbeitsplatzaufbau. Das heutige Anforderungs- und Qualifikationsprofil der Automobilzulieferindustrie verdeutlicht, dass Ergänzungsqualifikationen beim Bestandspersonal insbesondere für das Beschäftigungssegment der Fachkräfte und Aufstiegsqualifikationen von wesentlicher Bedeutung sind. Richten wir zum Abschluss den Blick nach vorn. Auf welchen Feldern sehen Sie die Zukunft für die Thüringer Automobilzulieferer und wie schätzen Sie die Chancen der Branche in Thüringen ein? Unsere Studien und Analysen verweisen auch darauf, dass die neuen Generationen von Fahrzeugen erhebliche Chancen in Produktbereichen abseits des Antriebs mit sich bringen. Diese Chancenpotenziale liegen zuvorderst in der Elektronik, dem Interieur und im Bereich Software. Wir greifen diese Themen auf und bauen in Innovationsprojekten neue Wertschöpfungsnetzwerke auf, mit dem Ziel, in der Region vorhandene Potenziale aus Industrie und Wissenschaft projektorientiert zu bündeln. So haben wir im letzten Jahr ein neues Innovationscluster „Interieur der Zukunft aus der Zulieferindustrie“ (IZZI) mit derzeit 18 Partnern aufgebaut, das mit konkreten Projektideen einhergeht und die verschiedenen Kompetenzen der beteiligten Unternehmen sinnvoll und richtig zusammenführt. Eine weitere Chance für die Thüringer Zulieferindustrie besteht im Produktbereich Elektronik und Software im Zuge des hochautomatisierten und autonomen Fahrens mit vernetzten Fahrzeugen sowie im Bereich der leichten, elektrischen Nutzfahrzeuge (LCV). Wir beabsichtigen dazu Möglichkeiten für regionale und überregionale Verbundvorhaben zu untersuchen und anschließend weitere Projekte zu diesen Themen zu entwickeln. Hierzu haben wir mit dem Thüringer Innovationszentrum Mobilität (ThIMo) eine neue Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Beide – at und ThIMo – ergänzen sich hervorragend, so dass wir künftig noch gezielter und intensiver Projektideen mit den Partnern aus der Industrie und Forschung entwickeln und umsetzen können. Ob neue Konzepte der Fahrzeugelektrik, Vernetzung und IT, oder Leichtbau im Automobilbau und bei Nutzfahrzeugen –diese und weitere Themen wollen wir mithilfe der strategischen Kooperation künftig fokussiert mit der regionalen Zulieferindustrie umsetzen. Mit dieser Partnerschaft soll auch der Kontakt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft inner- und außerhalb Thüringens noch einfacher und effektiver werden. Mit der Zusammenarbeit können Bedarfe der Thüringer Automobil- und Zulieferindustrie noch schneller vermittelt und durch die Wissenschaftler des ThIMo adressiert werden. Interview: Torsten Laudien

Mobilität 11 CE-LAB GmbH Prüfzentrum Ilmenau Am Hammergrund 1 • 98693 Ilmenau Mail: info@ce-lab.de www.ce-lab.de Dank des Einsatzes elektronischer Komponenten wie zum Beispiel ABS und ESP ist die Sicherheit moderner Kraftfahrzeuge in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Mittlerweile beträgt der Elektronik-Anteil an der Wertschöpfung der Fahrzeuge bis zu 40 Prozent. Ein Ende des Trends ist gerade vor dem Hintergrund der Entwicklung von modernen Hybrid- und Elektrofahrzeugen nicht abzusehen. Ihr Partner für: .CE Konformitätsbewertung. .Elektromagnetische. .Verträglichkeit (EMV/EMVU). .Blitz- und. .Überspannungsschutz. .Gerätesicherheit. .Hochspannungsprüfung. .Kalibrierung. .Beratung und Seminare. CE-LAB prüft elektronische Komponenten und Beleuchtungseinrichtungen Der Einsatz der Elektronik birgt aber auch zusätzliche Risiken. Neben der Zuverlässigkeit ist die Sicherstellung der Elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) eine wesentliche Aufgabe im Entwicklungsprozess. Dabei geht es um die ungewollte Abstrahlung von hochfrequenten Störungen aus den Baugruppen und die Störfestigkeit der Geräte im KFZ-typischen Umfeld. Die CE-LAB GmbH betreibt in Ilmenau ein von der DAkkS nach EN/ISO 17025 akkreditiertes und vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) benanntes Prüflabor zum Nachweis der EMV-Eigenschaften von KFZ und deren Komponenten. Auf einer Laborfläche von 1.000 Quadratmetern können EMV-Prüfungen nach EU-Richtlinien, OEM-Spezifikationen sowie Entstörmaßnahmen durchgeführt werden. Damit kann die CE-LAB GmbH Prüfungen für das Prüfgebiet Elektrik/Elektronik mit den Prüfumfängen Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und Fahrzeugsicherheit nach folgenden Prüfverfahren anbieten: EU-Richtlinie 72/245/EWG (KFZ) EU-Richtlinie 2009/64/EG (lof) EU-Richtlinie 97/24/EG (Kap. 8) UN-ECE-Regel R10, (KFZ-EUB) UN-ECE-Regel R100 (E-KFZ) EMV-Richtlinie 2014/30/EU Die CE-LAB GmbH betreut Hersteller bei der Durchführung von Typgenehmigungsverfahren für die e1/E1-Kennzeichnung gemäß oben genannter Richtlinien. Zu den Kunden gehören Entwickler von elektronischen Komponenten für OEM-Kunden oder den Nachrüstmarkt. Die CE-LAB GmbH ist durch die Mitarbeit in Fachgremien aktiv an der Ausarbeitung von EMV-Normen beteiligt und kann dadurch schon frühzeitig auf kommende Anforderungen hinweisen und reagieren. Die CE-LAB GmbH hat einen EMV-Arbeitskreis initiiert, der im Rahmen des VDE Bezirksvereins Thüringen durchgeführt wird und allen interessierten Entwicklern offensteht. Sie sind Hersteller oder Inverkehrbringer im Europäischen Wirtschaftsraum? Dann können Sie Ihre elektronischen Komponenten und Beleuchtungseinrichtungen bei uns auch nach Niederspannungsrichtlinie, RED-Richtlinie, Messgeräte-Richtlinie, Medizinprodukte-Richtlinie und Öko-Design-Richtlinie bewerten lassen. Selbstverständlich unterstützen wir Sie auch bei der Erlangung der Produktkennzeichnung im nicht europäischen Wirtschaftsgebiet. Rufen Sie uns an und vereinbaren Sie einen Termin mit unseren Fachingenieuren. Anzeige

12 Foto: Sergey Nivens - stock.adobe.com Die Transformation im Automobilbereich ist eine zentrale gesellschafts- und industriepolitische Aufgabe. Die Dynamik des Transformationsprozesses in der Automobil- und Zulieferindustrie hat sich in Folge weltwirtschaftlicher Verwerfungen, umweltrechtlicher Vorgaben sowie sich rapide ändernder Markt- und Kundenbedürfnisse weiter verstärkt. All diese Entwicklungen überlagern und verstärken sich teilweise gegenseitig, sodass insbesondere KMU im Bereich des konventionellen Antriebs einen größeren Anpassungsdruck auszuhalten haben und eine größere Betroffenheit spüren. Innovationen verändern das Automobil und unsere Mobilität Thüringer Transformationsagentur Automotive Für deren unmittelbare Belange wurde bei der Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) eine „Koordinierungsstelle für Fragen der Transformation in der Thüringer Automobilindus- trie“ eingerichtet. Sie leistet den Unternehmen Hilfestellung bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen in der Transformation und steht in engem Kontakt zu allen je nach Einzelfall einzubeziehenden Akteurinnen und Akteuren. Da Umfang und Komplexität der Aufgaben der Koordinierungsstelle stetig zunahmen, befasste sich auch der Thüringer Landtag im August 2020 mit den Herausforderungen der Branche und beschloss die Fortschreibung der Automotive-Agenda. Auf dem Weg der weiteren Umsetzung der Agenda wurde im Februar 2021 durch das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) die Erweiterung der Koordinierungsstelle zur „Thüringer Transformationsagentur Automotive“ (TTA) beschlossen. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und endet am 31. Dezember 2023. Die TTA besteht aus einem vierköpfigen Projektteam mit Sitz in der LEG. Ziel ist es, eine Vernetzungsplattform zu schaffen, welche die Unternehmen im Transformationsprozess sensibilisiert, ihnen Orientierung gibt und unternehmensbezogene Hilfestellung bietet. Das Angebot richtet sich dabei ausdrücklich sowohl an Führungspersonal und Arbeitgebervertretungen als auch an Betriebsräte und Arbeitnehmervertretungen. Die Aufgaben der TTA beinhalten unter anderem, über Branchenentwicklungen, Prozesse und Technologien zu informieren, unmittelbarer Ansprechpartner für alle Belange der vom Transformationsprozess betroffenen Unternehmen der thüringischen Automobilwirtschaft zu sein und darüber hinaus zu Förderan-

Interesse an der Mitgestaltung des Transformationsprozesses sehr deutlich. Ein besonderer Blick galt in der 3. Transformationswerkstatt am 25. Mai den Menschen in den betroffenen Unternehmen. Getrieben von Veränderungen im technologischen Bereich arbeitet der Großteil der Beschäftigten in Berufen, deren Tätigkeits- und Kompetenzprofile stark von Digitalisierung und Automatisierung der Fertigungsprozesse betroffen sind. Dazu bleibt die Deckung des Fachkräftebedarfes angesichts der demografischen Entwicklung eine der großen Herausforderungen. Vielfältige Informations- und Unterstützungsangebote sowie Kontaktadressen zu Ansprechpartnern der TTA finden alle Interessenten und Unternehmen der Automobilbranche auf der unten stehenden Internetseite. Mobilität 13 Illustration: TTA geboten des Landes und des Bundes zu beraten, bei der Organisation von Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen zu unterstützen und fachspezifische Veranstaltungen und Netzwerkfor- mate zu organisieren. Die TTA verfolgt hierbei einen ganzheitlichen Ansatz (Case-Management). Ausgehend von einer umfangreichen Analyse des Ist-Zustandes im Unternehmen werden die erforderlichen Aktionsfelder festgestellt, Unterstützungsangebote definiert und die beteiligten Partner zusammengebracht. Oftmals ist von einer komplexen und eher diffusen Problemlage auszugehen, mit der die Unternehmen zu kämpfen haben, zum Beispiel Rückgang des Auftragsbestandes, Risiko ausbleibender Aufträge, Liquiditätsengpässe, Fachkräftemangel und massiv steigende Energie- und Rohmaterialkosten. Beispielsweise wurde bei einem Zulieferunternehmen, bei dem die TTA involviert ist, im Verlauf des Coachings drei zentrale Problemfelder identifiziert: • Qualifizierung von Teilen der Belegschaft (hoher Anteil ungelernter / branchenfremder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) • Energieeffizienz (energieintensive Fertigungsschritte, steigende Anforderungen des Endabnehmers an CO2Zertifikate der Produkte) • Forschung und Entwicklung (Unterstützung gemeinsam mit dem ThCM bei F&E-Förderanträgen zur möglichen Bildung eines spezialisierten Forschungskonsortiums) In enger Kooperation mit der Agentur für Arbeit, der Personalabteilung des Unternehmens und dem Betriebsrat konnten spezifische Qualifizierungsmodelle für Teile der Belegschaft initiiert werden. Gemeinsam mit der ThEGA wurde der gesamte energetische Komplex des Unternehmens einer Analyse unterzogen und zahlreiche Einsparpotenziale identifiziert. Diese betrafen sowohl den Energieverbrauch insgesamt, als auch Beschaffungskosten sowie Möglichkeiten zur CO2-Reduktion. Ein weiterer Fall steht exemplarisch für die erfolgreiche Unterstützung im Transformationsprozess durch die Zusammenarbeit mit Belegschaftsvertretungen. Das Unternehmen ist unmittelbar von den Veränderungen entlang des Antriebsstranges betroffen. Es gibt jedoch bereits Ansätze, vergleichbar hochwertige Produkte im Bereich der E-Antriebe anzubieten. Dafür ist allerdings Voraussetzung, dass große Teile der Belegschaft entsprechend befähigt und ihre Fachkompetenzen adäquat ausgebildet werden. In Gesprächen mit der Werksleitung und den Personalverantwortlichen wurden Modelle zur Qualifizierung von Teilen der Belegschaft herausgearbeitet, die derzeit unternehmensintern hinsichtlich ihrer Umsetzung konkretisiert werden. Im nächsten Schritt wird die TTA das Unternehmen bei der Umsetzung in Gesprächen mit der Agentur für Arbeit sowie bei der Kommunikation der geplanten Projekte mit der Belegschaft unterstützen. Neben der Unterstützung betroffener Unternehmen im Transformationsprozess organisiert und führt die TTA unter dem Aspekt der gemeinsamen Gestaltung und Vernetzung aller Akteure die „Transformationswerkstatt Automotive“ im Halbjahres-Rhythmus durch. Ein neues Veranstaltungsformat mit dem Ziel, die Thüringer Transformationsagentur Automotive bei den beteiligten Akteurinnen und Akteuren in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung bekannt zu machen sowie den gemeinsamen Dialog zu eröffnen. In den drei bisherigen Transformationswerkstätten wurde das breite Thüringer Transformationsagentur Automotive c/o LEG Thüringen Mainzerhofstraße 12 99084 Erfurt www.transformation-thueringen.de Anzeige

Mobilität 14 Foto: ACOD Krisen führen zu Anpassungen. Dabei gibt es Gewinner und Verlierer. So weit, so bekannt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob wir als Unternehmen achselzuckend danebenstehen und konstatieren: „Das ist eben so“ – oder ob wir uns den Entwicklungen gemeinsam entgegenstellen. Ein Gastbeitrag von Dr. Jens Katzek, Geschäftsführer des Branchenverbandes Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD) und Mitglied im Expertenkreis zur „Transformation der Automobilwirtschaft“ von Bundeswirtschaftsminister Habeck. Allein durch die Krise oder auf Zusammenarbeit und länderübergreifende Projekte bauen? Automotive Cluster Ostdeutschland Beim Klimaschutz haben wir uns als Gesellschaft entschieden, uns der Herausforderung gemeinsam zu stellen – mit dem Ergebnis, dass die EU-Kommission jüngst ein „Fit for 55“-Paket vorgestellt hat, das sogar den Marshall-Plan in den Schatten stellt, der nach dem Zweiten Weltkrieg Grundlage für das Widererstarken Europas war. Dieses Paket, so der Verband der Automobilindustrie (VDA) stellt die „größte Herausforderung für die Industrie dar, die es je gegeben hat.“ Es stellt sich die Frage, ob das, was beim Klimaschutz als selbstverständlich gilt – dass jeder seinen Beitrag leistet, um das gemeinsame große Ziel zu erreichen – nicht auch für einen Industriezweig gilt, der wie kaum ein anderer Deutschland nach außen charakterisiert, für die Innovationskraft unserer Volkswirtschaft steht und für den Wohlstand der Menschen von so entscheidender Bedeutung ist: die Automobilindustrie. Die Anhäufung von Problemfeldern ist wohl einzigartig. Nicht nur ist man mit Themen konfrontiert, die für die gesamte Industrie gelten – Corona-bedingte Werksschließungen und die damit einhergehenden Produktionsausfälle, Chip-Krise, Lieferengpässe, Verteuerung von Energie und Materialien durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine – sondern man muss auch noch das bestehende Antriebssystem, den Verbrennermotor, durch ein neues ersetzen. Parallel dazu steigen die Anforderungen, möglichst auch die Autos selber und ihre Einzelteile CO2-frei zu produzieren. Und der Erfolg der angestrebten Wende hin zur Elektromobilität steht unter dem Damokles-Schwert eines notwendigen raschen Ausbaus der Ladeinfrastruktur – ohne die wir zwar Autos mit CO2-freien Antriebssystemen haben, die dann aber nicht fahren können. Das alles gepaart mit einem Fachkräftemangel und dem notwendigen Digitalisierungsschub. Da kann man wohl ohne Übertreibung sagen: Der Druck auf den Kessel steigt – und man fragt sich manchmal augenreibend, wie lange der Kessel wohl noch standhält. Die Volatilität dessen, was derzeit in unserer Industrie passiert, bringt viele an ihre Grenze. Manches Mal fällt es schwer, innerhalb der Geschwindigkeit, die durch digitale Technologien, flexible Produktion und Logistik vorgegeben wird, angebracht zu agieren. Häufig zwingen die sich permanent ändernden Umstände zu schnellen Reaktionen, statt zu durchdachten Entscheidungen – was die Fehleranfälligkeit der Entscheidungen erhöht, die die Öffentlichkeit und der Kunde zusätzlich auch noch nicht bereit sind zu akzeptieren; denn die Fehlertoleranz der Gesellschaft sinkt seit Jahren. In einer solchen Situation kann man auf den eigenen Vorteil schauen und die Chance ergreifen, oder aber fährt die Ellenbogen wieder ein und erkennt, Dr. Jens Katzek, Geschäftsführer ACOD

Mobilität 15 dass bei allem Wettbewerb die Einhaltung bestimmter Grundregeln eines fairen Umgangs miteinander langfristig (fast) allen zum Vorteil gereichen. An den Interessen der Unternehmen orientierten und miteinander kooperierenden Netzwerken gehört die Zukunft Einen solchen Prozess der Zusammenarbeit zu organisieren – dafür bedarf es eines Organisationsrahmens, eines Netzwerks, das die Interessen der vielfältigen Akteure in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt. Das unternehmerische Entscheidungen unterstützt, die Kooperationen zwischen den einzelnen Mitgliedern stärkt und das hilft, Innovationen zu generieren, diese weiterzuent- wickeln und nutzbar zu machen. Der Austausch von best-practice-Erfahrungen gehörte schon immer zum zentralen Fokus des ACOD. Dabei war es immer auch unser Ziel, große und strukturbestimmende Unternehmen und innovative KMU unter einem Dach in das Netzwerk einzubinden. Dabei muss und kann man nicht alles selber erfinden und selber tun. Deshalb sind Kooperation mit anderen Verbänden und Netzwerkern so wichtig. Die erheblichen Risiken in den Rohstoffmärkten (besonders bei Stahl, Aluminium und Gas) und in den Lieferketten stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Das Thema Liefernetzwerke und deren Resilienz wird deshalb in den kommenden Jahren eine zentrale Bedeutung bekommen – sowohl für das einzelne Unternehmen, als auch für Maßnahmen der Politik. Die Schaffung von Transparenz in den Wertschöpfungsketten spielt hierbei eine entscheidende Rolle – weshalb kooperative Industrieinitiativen wie CatenaX, die sich genau mit dieser Fragestellung beschäftigen, plötzlich eine noch größere Relevanz bekommen. Aber die Erfahrungen in den Netzwerken der letzten Monate zeigen auch, dass Unternehmen sich den Austausch untereinander wünschen. „Wie haben Sie sich der Krise gestellt? Welche Maßnahmen haben funktioniert? Was haben Sie aus der Krise für die Zukunft gelernt?“ Der Aufbau solcher Austauschbeziehungen zwischen den Unternehmen eines Industrieclusters (zum Beispiel für die Etablierung von Einkaufs-Netzwerken, Austauschbörsen für Materialien, gemeinsamen Recycling-Netzwerken et cetera) kann helfen. Es hat in den letzten Monaten Verstimmungen innerhalb der Zulieferer gegeben, weil unvorhersehbare Preisschwankungen nicht an den Endkunden weitergegeben werden konnten. Zuvor vertraglich vereinbarte Regelungen waren zwar glasklar – aber die Dramatik der Lieferengpässe und der steigenden Material- und Energiepreise waren für viele der Zulieferer nicht in dem Maße absehbar. Bei einer Umfrage des VDA unter System-/Teilelieferanten im Mai dieses Jahres haben fast 80 Prozent der Befragten die Frage verneint, ob Preissteigerungen in der Vorkette kompensiert werden konnten! Und 35 Prozent der Unternehmen haben benannt, unter anhaltenden, signifikanten Liquiditätsengpässen zu leiden. Wenn man der These zustimmt, dass die Notwendigkeit besteht, gemeinsam und kooperativ die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, und das wichtiger ist denn je, dann folgt daraus zwangsläufig ein deutlich höheres Maß an notwendiger Unterstützung, um prekäre Situationen für die Netzwerkpartner abzuwenden beziehungsweise abzufedern. Dies gilt gleichermaßen vor dem Hintergrund der stetig zunehmenden Themenvielfalt und erfordert mehr als zuvor vertrauensvolle Zusammenarbeit unter echten Partnern. Es gilt die bekannte Weisheit: Starke und breite Schultern können mehr aushalten und stemmen. Verantwortung auf viele Schultern verteilt, wird gemeinsam getragen. (jka) ACO ORIE KO D NTIERU NGRE NG SS 20 LOG und 22 ISTIKFO TELDE MIT RUM SCHES UT CH im AOS ptember 2022 1 Se Po . rsche Werk Leipzig

16 Foto: Paul-Philipp Braun Sie gilt als größte Investition in Thüringen und ist mit großen Hoffnungen an den Start gegangen: Die Rede ist vom chinesischen Batteriehersteller CATL, der ein Werk am Erfurter Kreuz errichtet. Betrieben wird das Werk von der deutschen CATL-Tochtergesellschaft Contemporary Amperex Technology Thuringia (CATT). Bis Jahresende soll die Fabrik 1.500 Mitarbeitende aus der Region beschäftigen. Dazu kommen noch einige hundert Experten aus China, die aber nur vorübergehend bei der Inbetriebnahme der Maschinen helfen. WIRTSCHAFTSSPIEGEL hat nachgefragt und sich bei Zhang YiZhi, Leiter Unternehmenskommunikation von CATL, nach dem Stand der Dinge erkundigt. CATT sieht sich der Nachhaltigkeit und der Umwelt verpflichtet Batteriezellenwerk am Erfurter Kreuz Mister Zhang YiZhi, die Meldungen sind widersprüchlich. Setzen Sie uns bitte ins Bild: Wie ist der Stand der Arbeiten am neuen Werk in Thüringen? 2019 war der Spatenstich für CATLs deutsches Werk (CATT). CATT besteht aus zwei Gebäuden: G1, ein schon bestehendes Gebäude, das wir von einem anderen Unternehmen erworben haben und in dem die Batterieeinschubproduktion im dritten Quartal 2021 begonnen hat. Sowie G2, ein von CATT neu gebautes Werk, in dem die Anlageninstallation und die Auftragsvergabe derzeit im vollen Gang sind. Im April 2022 hat CATT vom Freistaat Thüringen die Genehmigung für die Batteriezellenproduktion erhalten. CATL plant, mit einer Gesamtinvestition von 1,8 Milliarden Euro eine Produktionskapazität von 14 Gigawattstunden zu erreichen, sowie zukünftig 2.000 Stellen in Deutschland zu schaffen. Wie sieht der Zeithorizont in Sachen Produktionsanlauf aus? CATT hat im dritten Quartal 2021 mit der Batterieeinschubproduktion begonnen und soll bis Ende 2022 mit der Batteriezellenproduktion starten. Das CATL-Werk in der Provinz Sichuan ist weltweit als erstes Werk der sogenannten neuen Energie-Industrie „ZeroCarbon-Factory“ zertifiziert worden – also als Werk, das CO2-neutral produ-

Mobilität 17 Foto: Paul-Philipp Braun ziert. In Deutschland wird darauf auch sehr viel Wert gelegt. Planen Sie das auch für Thüringen? Unser Werk in Yibin in der Provinz Sichuan, das die Klimaneutralität durch Wasserkraft, energiesparendes SmartPlant-Management-System und durch Elektromobilität erreicht hat, wurde im März als weltweit erste „Zero Carbon Battery Factory“ zertifiziert. Wir werden diese umfassenden Erfahrungswerte in all unseren Produktionsstätten – inklusive CATT – umsetzen, um dadurch die CO2-Bilanz von Batterien während ihrer gesamten Nutzungsdauer zu reduzieren. CATT engagiert sich für umweltfreundliche Fertigungsprozesse und ist bereit dafür, den CO2-Ausstoß durch eine Vielzahl an Maßnahmen wie etwa der Nutzung von grünem Strom und SmartPlant-Management-Systemen zu reduzieren. Darüber hinaus bauen wir eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach des G2-Gebäudes, um unser Werk mit grünem Strom zu versorgen. Zugleich verpflichtet sich CATT der Nachhaltigkeit und Umwelt im grünen Herzen Deutschlands. Diesbezüglich hat CATT eine Kooperation mit BaumpatenThüringen getroffen und 1.500 Setzlinge gespendet, die im Thüringer Wald gepflanzt werden sollen. Meine letzte Frage dreht sich – natürlich – um das Thema Fachkräfte. Sie fehlen überall in der Wirtschaft. Batteriezellenproduktion ist bei uns ein völlig neuer Wirtschaftszweig, also sollte es in diesem Bereich kaum jemanden geben, der über entsprechende Qualifikationen verfügt. Welche Strategie verfolgen Sie, um die angepeilten 1.500 Stellen + x auch besetzen zu können? Wir haben in Thüringen und am Erfurter Kreuz unsere Arbeitgebermarke CATT eingeführt und entwickelt, um zu zeigen, wer wir sind und was wir machen. Selbstverständlich zahlen wir eine ortsübliche Vergütung, die unter anderem monatliche Gehälter, Bonuszahlungen und Vergünstigungen beinhaltet. Das entwickeln wir fortwährend weiter. Zudem bieten wir regelmäßige Bewerbertage für Produktionsmitarbeitende an. Vielen Studierenden bieten wir die Möglichkeit, ihre Karriere direkt nach dem Studium bei uns zu beginnen, um sich gemeinsam mit uns weiterzuentwickeln. Außerdem geben wir Quereinsteigenden eine Chance, indem wir unser Qualifizierungskonzept dem des EBZ Erfurter Bildungszentrum und der Erfurter Arbeitsagentur angepasst haben. Darüber hinaus ermöglichen wir Einstiegsmöglichkeiten für Bewerbende ohne Deutschkenntnisse, da Englisch unsere Unternehmenssprache ist. Diese internationale Ausrichtung bietet vielen Menschen in Thüringen die Möglichkeit, international zu arbeiten. Interview: Torsten Laudien Batterieeinschubproduktion bei CATT Scan the QR-code to read the full article in English. Anmerkung der Redaktion: Das Interview haben wir per E-Mail in englischer Sprache geführt. Übersetzung: Sandra Böhm.

Mobilität 18 Foto: VDA Der 22. Mittelstandstag des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) in Gravenbruch stand in diesem Jahr unter dem Leitmotiv „Den Standort Deutschland zukunftsfest machen“. Bei dem Treffen ging es vor allem um die Themen Transformation und Nachhaltigkeit sowie um die Stabilisierung und Diversifikation automobiler Lieferketten. Der Mittelstand ist Innovations- und Transformationstreiber VDA-Mittelstandstag 2022 „Die aktuellen Umstände könnten kaum herausfordernder sein: Der andauernde schreckliche Angriffskrieg, den Russland gegen die Ukraine führt, die Politik der harten Corona-Lockdowns in China und die Knappheiten bei Halbleitern, weiteren Vorprodukten und Rohstoffen strapazieren unsere Lieferketten in nie gekanntem und nicht vorhersehbarem Ausmaß. Hinzu kommen die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland. Sanktionen, die wir aus voller Überzeugung und mit ganzer Kraft unterstützen –und die uns natürlich aber auch selbst treffen", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller bei der Eröffnung des Mittelstandstages. Sinkende Produktionszahlen ebenso wie massive Energie- und Rohstoffpreisanstiege belasteten insbesondere den automobilen Mittelstand und stellten ihn vor große Schwierigkeiten, wenn es um die Sicherung von kurzfristiger Liquidität und Investitionen in die Transformation ginge, so die VDA-Präsidentin weiter. Hinzu käme das generell herausfordernde Umfeld des Standorts Deutschland: eine im Vergleich der OECD-Staaten überdurchschnittliche hohe Steuerbelastung der Unternehmen, die weltweit höchsten Arbeitskosten in der Automobilindustrie und der höchste Industriestrompreis einer EU-Automobilnation. Die Corona-Pandemie habe zudem einmal mehr den großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Verwaltung aufgezeigt. Müller betonte: „Für eine nachhaltige und erfolgreiche Transformation sind die Rahmenbedingungen entscheidend.“ Die Standortbedingungen müssten Weltspitze sein, wenn wir die Zukunft meistern wollten. Das gelte bei einem international wettbewerbsfähigen Steuer- und Abgabensystem, beim Bürokratieabbau, beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, bei der Fachkräfteausbildung, der digitalen Infrastruktur, bei der Ladeinfrastruktur oder bei der bürokratiearmen Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. „Wir brauchen zudem schnellere und effektivere Planungs- und Genehmigungsprozesse. Die Probleme liegen auf dem Tisch. Die Politik muss nun endlich Entscheidungen treffen", so die VDA-Präsidentin. Wichtig sei es zudem, aus den Krisen zu lernen, kam Müller auf die aktuelle Lage zu sprechen. Nicht nur bei Gas und Öl zeige sich die Abhängigkeit Deutschlands. „Wir brauchen eine aktive Rohstoff-Außenpolitik und mehr Energiepartnerschaften. Wir sehen, dass andere Staaten sehr aktiv sind und sich Zugänge sichern. Deutschland muss hier mehr als nur ein Zaungast sein."Müller gibt zu bedenken: „Wenn die Produktion aus Deutschland abwandert, ist nichts gewonnen–weder für den Wohlstand und den sozialen Frieden noch für den Klimaschutz." Die VDA-Präsidentin nahm die frühere Russlandpolitik ein stückweit in Schutz. „Wandel durch Handel, das ist noch immer der richtige Weg. Gerade Russlands Bruch des Völkerrechts zeigt, dass wir unsere Zusammenarbeit mit anderen Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie e.V.

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