WIRTSCHAFTSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 3/2022

Mobilität 14 Foto: ACOD Krisen führen zu Anpassungen. Dabei gibt es Gewinner und Verlierer. So weit, so bekannt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob wir als Unternehmen achselzuckend danebenstehen und konstatieren: „Das ist eben so“ – oder ob wir uns den Entwicklungen gemeinsam entgegenstellen. Ein Gastbeitrag von Dr. Jens Katzek, Geschäftsführer des Branchenverbandes Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD) und Mitglied im Expertenkreis zur „Transformation der Automobilwirtschaft“ von Bundeswirtschaftsminister Habeck. Allein durch die Krise oder auf Zusammenarbeit und länderübergreifende Projekte bauen? Automotive Cluster Ostdeutschland Beim Klimaschutz haben wir uns als Gesellschaft entschieden, uns der Herausforderung gemeinsam zu stellen – mit dem Ergebnis, dass die EU-Kommission jüngst ein „Fit for 55“-Paket vorgestellt hat, das sogar den Marshall-Plan in den Schatten stellt, der nach dem Zweiten Weltkrieg Grundlage für das Widererstarken Europas war. Dieses Paket, so der Verband der Automobilindustrie (VDA) stellt die „größte Herausforderung für die Industrie dar, die es je gegeben hat.“ Es stellt sich die Frage, ob das, was beim Klimaschutz als selbstverständlich gilt – dass jeder seinen Beitrag leistet, um das gemeinsame große Ziel zu erreichen – nicht auch für einen Industriezweig gilt, der wie kaum ein anderer Deutschland nach außen charakterisiert, für die Innovationskraft unserer Volkswirtschaft steht und für den Wohlstand der Menschen von so entscheidender Bedeutung ist: die Automobilindustrie. Die Anhäufung von Problemfeldern ist wohl einzigartig. Nicht nur ist man mit Themen konfrontiert, die für die gesamte Industrie gelten – Corona-bedingte Werksschließungen und die damit einhergehenden Produktionsausfälle, Chip-Krise, Lieferengpässe, Verteuerung von Energie und Materialien durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine – sondern man muss auch noch das bestehende Antriebssystem, den Verbrennermotor, durch ein neues ersetzen. Parallel dazu steigen die Anforderungen, möglichst auch die Autos selber und ihre Einzelteile CO2-frei zu produzieren. Und der Erfolg der angestrebten Wende hin zur Elektromobilität steht unter dem Damokles-Schwert eines notwendigen raschen Ausbaus der Ladeinfrastruktur – ohne die wir zwar Autos mit CO2-freien Antriebssystemen haben, die dann aber nicht fahren können. Das alles gepaart mit einem Fachkräftemangel und dem notwendigen Digitalisierungsschub. Da kann man wohl ohne Übertreibung sagen: Der Druck auf den Kessel steigt – und man fragt sich manchmal augenreibend, wie lange der Kessel wohl noch standhält. Die Volatilität dessen, was derzeit in unserer Industrie passiert, bringt viele an ihre Grenze. Manches Mal fällt es schwer, innerhalb der Geschwindigkeit, die durch digitale Technologien, flexible Produktion und Logistik vorgegeben wird, angebracht zu agieren. Häufig zwingen die sich permanent ändernden Umstände zu schnellen Reaktionen, statt zu durchdachten Entscheidungen – was die Fehleranfälligkeit der Entscheidungen erhöht, die die Öffentlichkeit und der Kunde zusätzlich auch noch nicht bereit sind zu akzeptieren; denn die Fehlertoleranz der Gesellschaft sinkt seit Jahren. In einer solchen Situation kann man auf den eigenen Vorteil schauen und die Chance ergreifen, oder aber fährt die Ellenbogen wieder ein und erkennt, Dr. Jens Katzek, Geschäftsführer ACOD

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