WIRTSCHAFTSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 3/2022

Mobilität 7 Das Kaufprämiensystem für alternative Antriebsarten sollte nach Auffassung der Expertenkommission wie geplant bis 2025 auslaufen. Durch eine Erhöhung der CO2-Bepreisung können stärkere Kaufanreize gesetzt werden. „Plugin-Hybride sollten umgehend von Kaufprämien ausgeschlossen werden,“ fordert Till Requate, „da sie in den Umweltbilanzen deutlich schlechter abschneiden als batterieelektrische Fahrzeuge.“ Deutschland bei alternativen Antrieben sowie automatisier- tem Fahren vorne – USA bei autonomem Fahren Im internationalen Vergleich ist die deutsche Automobilindustrie bei der Forschung und Entwicklung zu alternativen Antriebstechnologien gut aufgestellt, wie das Jahresgutachten der EFI zeigt. So führt Deutschland das Feld bei den Patentanmeldungen gemeinsam mit Japan an. Die Marktdurchdringung von alternativen Antrieben nimmt in Deutschland zwar zu, aber vom Spitzenreiter Norwegen ist man hier noch sehr weit entfernt. Stark steht Deutschland bei Patentanmeldungen im zukunftsträchtigen Bereich der Assistenztechnologien da. Dagegen haben sich beim autonomen Fahren, also dem Fahren ohne fahrzeugführende Person, die USA dank einer hochdynamischen Entwicklung weit von Deutschland abgesetzt. „Autonomes Fahren hat das Potenzial, sowohl auf der Fahrzeugebene als auch bei der Bündelung von Verkehren zur Verringerung von Emissionen beizutragen“, erklärt Holger Bonin für die Expertenkommission. Geringe Nutzung von SharingDiensten in Deutschland „Nach allen vorliegenden Zahlen ist in Deutschland der Wunsch, einen eigenen PKW zu besitzen, unvermindert sehr stark“, stellt Till Requate fest. Trotzdem könnte eine geteilte Nutzung von Fahrzeugen und Fahrdienstleistungen, etwa durch Carsharing und Ridepooling, zu einer Mobilitätswende beitragen. In deutschen Großstädten existiert schon ein recht großes Angebot an Carsharing, das derzeit aber nur von sehr wenigen Personen regelmäßig genutzt wird. Ridepooling ist noch weniger verbreitet. Selbst durch Anpassungen bei politisch gestaltbaren Faktoren wie dem CO2Preis, der Kraftstoffsteuer oder Park- und Mautgebühren werden nur wenige zusätzliche Nutzerinnen und Nutzer für Ridepooling und Carsharing gewonnen werden können, so das Jahresgutachten. „Es wird auf absehbare Zeit nicht gelingen, mit Carsharing und Ridepooling das eigene Auto zu ersetzen“, fasst Till Requate zusammen. Dabei könnte insbesondere Ridepooling im ländlichen Raum durch neu entwickelte Technologien wie autonomes Fahren zu positiven Umwelteffekten führen. „Wenn die Politik Ridepooling-Angebote attraktiver machen will, muss sie aber Beschränkungen im Personenbeförderungsgesetz beseitigen“, so Holger Bonin. (em/tl)

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