WIRTSCHAFTSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 3/2022

35 Foto: FSU Kaum noch zu bewältigende Paketmengen, Lieferfahrzeuge, die in zweiter Reihe parkend die Straßen verstopfen und harte Arbeitsbedingungen für Paketboten –Meldungen wie diese häufen sich. Es ist also an der Zeit, dass sich auf der „letzten Meile“, demVerbindungsstück vom Post-Verteilzentrum zu den privaten Haushalten, etwas ändert. Forschende der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) untersuchen die Zukunft der „letzten Meile“ Statt des Postboten klingelt zukünftig die mobile Paketstation Technikunternehmen, wie zum Beispiel der Schweizer Hersteller Rinspeed, entwickeln derzeit mobile Paketstationen, die von Algorithmen gesteuert bis fast vor die Haustür fahren. Mit der Entwicklung und Verbesserung solcher Algorithmen befassen sich Prof. Dr. Nils Boysen und sein Team des Lehrstuhls für Operations Management der Universität Jena. In einer aktuellen Studie vergleichen sie neuartige Zustellsysteme verschiedener Anbieter mit Hilfe von Optimierungsalgorithmen. Algorithmen für die Steuerung von mobilen Paketstationen Zukünftig könnte statt des Postboten vielleicht das Smartphone mit der Nachricht klingeln, dass eine mobile Paketstation gerade an der nächsten Straßenecke angekommen ist und das Paket dort abgeholt werden kann. Damit diese Lösung funktioniert, müssen die Paketstationen wissen, wann sie wo parken sollen. „Stationäre Paketstationen gibt es schon lange“, sagt der Leiter des Forschungsprojektes Prof. Dr. Nils Boysen. „Sie sind aber noch selten, so dass die Wege weit sind und viele ihre Pakete lieber mit dem Auto als zu Fuß dort abholen. Damit ist wenig gewonnen.“ Dr. Stefan Schwerdfeger, verantwortlich für die Algorithmenentwicklung im Projekt, ergänzt: „Mobile Paketstationen kommen viel näher zum Kunden und halten an der nächsten Straßenecke. Dort können alle Nachbarn dann zu Fuß ihr Paket abholen. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern spart den Paketlogistikern auch Zeit und Geld, besonders wenn die Paketstationen zukünftig auch autonom fahren können.“ Unterstützt durch Informationen von Kooperationspartner Rinspeed haben die Forschenden der Uni Jena Optimierungsalgorithmen entwickelt, die den mobilen Paketstationen sagen, wo sie wie lange halten sollen. „Das klingt einfach, aber dabei müssen zahlreiche Rahmenbedingungen eingehalten werden“, so Prof. Boysen. Die Kunden müssen zunächst einmal bekanntgeben, wann sie zu Hause sind oder ob sie ihr Paket lieber an einem anderen Ort, etwa in der Nähe der Arbeitsstelle, abholen möchten. Zudem müssen die Kunden genug Zeit zur Abholung haben, bevor die Paketstation weiterfährt. Schließlich könne eine Station nicht irgendwo abgestellt werden; die Sicherheit müsse gewährleistet sein, so Boysen. Unter diesen und weiteren Rahmenbedingungen bestimmen die in Jena Forschenden die Wege der mobilen Paketstationen durch die Stadt. „Unser Ziel ist es, eine gegebene Paketmenge zu möglichst geringen Kosten und mit möglichst wenig Umweltbelastung auszuliefern“, so Stefan Schwerdfeger. Vergleich unterschiedlicher Konzepte Mit Hilfe der Algorithmen können die Forschenden die unterschiedlichen Konzepte der Anbieter von mobilen Paketstationen miteinander vergleichen. Sie wollen so künftig die Belieferung auf der letzten Meile verbessern. „Wir möchten dazu beitragen, die Menschen in den Städten möglichst umweltschonend mit ihren Paketen zu versorgen“, so Boysen. (em/tl)

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