WIRTSCHAFTSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 3/2022

Ohne gut ausgebautes Lade- netz keine Elektromobilität Aktuelles Ladenetz-Ranking des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Seit 2020 hat die Elektromobilität in Deutschland einen großen Schritt nach vorne getan. Jeder siebte neu zugelassene PKW hatte damals bereits einen elektrischen Antrieb. Diese Entwicklung hat sich seitdem weiter fortgesetzt, inzwischen wird im Schnitt bereits mehr als jeder fünfte Neuwagen elektrisch angetrieben. Der Hochlauf der E-Mobilität ist in voller Fahrt. Um das Elektroauto auch langfristig zu einem Erfolg zu machen, ist eine ausreichende Ladenetzinfrastruktur notwendig. Mobilität 28 Foto: Wellnhofer Designs - stock.adobe.com Deutschland hat weiterhin und zunehmend großen Nachholbedarf beim Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Die Lücke zwischen Ladeinfrastruktur und E-Auto-Bestand ist weiter gewachsen. Das zeigt das aktuelle VDA-E-Ladenetz-Ranking. In Deutschland gibt es 60.364 öffentlich zugängliche Ladepunkte (Quelle: Bundesnetzagentur, Stand: 1. Mai 2022). Damit kommen aktuell in Deutschland im Durchschnitt rund 22 E-PKW auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Ein Jahr zuvor waren es noch 17. Im Allgemeinen wird ein Verhältnis von einem Ladepunkt zu zehn E-Autos im Bestand als ausreichend angesehen. Eine große Anzahl von E-Autos wird zu Hause und/oder am Arbeitsplatz aufgeladen. Es ist aber zudem eine dichte Ladenetzinfrastruktur im öffentlichen Raum notwendig, um Ladevorgänge außerhalb der Achse Wohnort–Arbeitsort zu ermöglichen. Das ist auch gerade deswegen so eminent wichtig, weil die Reichweiten der meisten E-Modelle auf dem Markt weiterhin deutlich unter den von Verbrenner-PKW gewohnten Reichweiten liegen. Während in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt rund 57.000 Elektro-PKW (E-PKW) pro Monat in Deutschland neu zugelassen werden, wuchs die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte wöchentlich nur um etwa 330. Um das Ziel von einer Million Ladepunkten im Jahr 2030, das auch die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich festgehalten hat, zu erreichen, wären jedoch rund 2.000 neue Ladepunkte pro Woche nötig. Ladenetzinfrastruktur regional sehr unterschiedlich stark ausgebaut Eine genauere Analyse der aktuellen Situation der Ausstattung der Landkreise und Städte mit Ladepunkten unternimmt der Verband der Automobilindustrie (VDA) in seinem Ladenetz- Ranking. Das Ranking wird halbjährlich aktualisiert. Es werden zwei verschiedene Aspekte beleuchtet. Zum einen der T-Wert (T für teilen), der angibt, wie viele E-PKW sich einen öffentlichen Ladepunkt teilen müssen. Der T-Wert ist das Verhältnis aller aktuell zugelassenen EPKW zu den verfügbaren öffentlich zugänglichen Ladepunkten auf regionaler Ebene. Dieser Wert ist aufschlussreich für aktuelle Nutzerinnen und Nutzer von E-Autos, die wenig oder gar nicht zu Hause beziehungsweise auf der Arbeitsstelle aufladen können. Er zeigt an, wie gut die Ladeinfrastruktur in ihrem Zulassungsbezirk ist. Man sollte hier zweierlei berücksichtigen. Zum einen kann der T-Wert recht niedrig sein – und damit eine gute Ladepunktdichte anzeigen–, weil der EAutobestand in dem betreffenden Bezirk niedrig ist, die E-Mobilität also noch nicht sehr verbreitet ist. Das ist der Fall in einigen Regionen an der Spitze des Rankings. Zum anderen können hohe T-Werte – das heißt, viele E-Autos müssen sich einen Ladepunkt teilen – darauf hindeuten, dass ein großer Anteil der E-Autos gewerblich zugelassen ist und deswegen nicht unbedingt in dem Bezirk, für den er zugelassen ist, auch wirklich unterwegs ist. Neben dem T-Wert wird zudem der AWert (A für Attraktivität) betrachtet. Der A-Wert benennt die Attraktivität des Ladenetzes im Landkreis und in der Stadt. Er benennt die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte im Verhältnis zu allen im Landkreis und in

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